Archivbericht aus dem Jahr 2010.
Mit dem Besitzerwechsel Anfang diesen Jahres gingen viele Bodenheimer skeptisch um, war “die Angela” über die letzten Jahrzehnte doch zu einer Institution in Bodenheim geworden. Der ehemalige Erzeugerbetrieb in exponierter Bodenheimer Lage hatte sich über eine große Auswahl qualitativ hochwertiger Speisen und gute, selbst erzeugte Weine, einen hervorragenden Ruf – weit über die Ortsgrenzen hinaus – aufgebaut. In der Tat sind diese Voraussetzungen ein schweres Erbe für einen potentiellen Nachfolger.
Prisca Bingenheimer hat diese Aufgabe mit Bravour gelöst. Konzeptionelle Änderungen, saisonale Speisen und Events, sowie eine reichhaltige Auswahl an Bodenheimer Spitzenweinen lassen wenig Wünsche für den Gast offen. Die Speisekarte wurde verschlankt und verkürzt, die Weinkarte neben der Restbestände der Familie Kerz um Weine der Weingüter Gruber, Sauer und Gauer ergänzt.
Der “Sauergespritzte” wird traditionell mit einem trockenen Silvaner und einem guten Wasser gemischt. Wohl temperiert (das Glas läuft außen an) wird der “Schoppe” in traditionellen Schorlegläsern serviert. Über die Weine im Ausschank selbst kann ich derzeit noch nicht wirklich etwas sagen. Wenngleich die vertretenen Weingüter für Qualität sprechen, wird diesen Teil des Tests wohl jemand anders durchführen müssen. Als “Schoppe-Junkie” und Liebhaber trockener Weine liegt mir der traditionelle “Halbe” nicht wirklich. Ein Test würde kein objektives Urteil zu Tage fördern.
Die Speisekarte bietet einige Überraschungen. Leider vermisst man jedoch traditionelle Elemente. Diese Tatsache ist den konzeptionellen Änderungen geschuldet, wird aber durch Highlights wie z.B. das “Florentiner Schitzel” etwas gemildert. Letzteres ist kein leichter Snack für die Nacht, sondern eine wirklich gute Unterlage für einen zünftigen Abend in der Bodenheimer “Drosselgasse”. Optisch und geschmacklich erhält man eine angemessene Leistung, die handwerklich gut umgesetzt ist. Wäre das Schnitzel nicht bereits vorgebraten, sondern frisch zubereitet, so hätte es wahrlich eine Spitzenplatzierung verdient. Unterm Strich ergibt sich eine trotzdem gute Wertung. Die Nudelschale ist immer noch ein Dauerbrenner und im Übrigen das favorisierte Essen unserer Kinder.
Das Ambiente lädt – wie früher auch – zum länger sitzen bleiben ein. Der Service ist Aufmerksam und versucht – soweit möglich – alle Sonderwünsche zu erfüllen.
Alles in allem ein wirkliche guter Tipp um einen schönen Abend zu verleben. Ein Lob an Prisca Bingenheimer für diese gastronomische Bereicherung.
Ein Kritikpunkt bleibt bei allem Lob für mich persönlich vorhanden: Ich selbst fände es schön, wenn die hausmacher Wurst und der Wurstsalat den Weg auf die Standard-Karte wieder finden würden 🙂