Am Donnerstag testete ein Freund, der gerade aus Frankfurt von der Arbeit kam, meine Spontaneität, als er um 20:30 Uhr anrief, um mit mir noch in einer Straußwirtschaft eine Kleinigkeit zu Essen.
Statt etwas zu essen, wäre zwar eigentlich ein Verdauungsspaziergang durch die Bodenheimer Weinberge für mich das Passendere gewesen, da ich gerade mit meinem Mann das Abendessen eingenommen hatte.
Aber ein abendlicher Schoppen ist ja immer drin!
Eigentlich wollte ich mal den Ausschank vom Weingut Haub zum ersten Mal besuchen, da ich mir davon auch erhofft habe, dass ich dann wenigstens noch ein paar Meter durch die Weinberge laufen kann, bevor ich mich wieder hinsetzen sollte.
Der Hunger meines Freundes war aber so groß, dass wir es nur über die Straße direkt in den Ausschank vom Weingut Kirch geschafft haben. Direkt am Weinberg sitzend in einem liebevoll hergerichteten Garten konnte ich mich aber schnell damit abfinden, dass wir nicht weiter gelaufen sind, da die Atmosphäre dort wirklich sehr angenehm ist.
Trotz des nicht besonders schönen Wetters, war der Garten gut besucht. Erst als es später etwas kühler wurde, haben sich die meisten Gäste in die Stube gesetzt, während wir im Garten die frische Luft bei einer ordentlichen Riesling-Schorle genossen haben.
Die Weinkarte selbst lässt keine Wünsche offen. Als Besonderheit bei den Getränken ist der Verjus zu erwähnen. Dabei handelt es sich um den grünen Saft unreifer Trauben, der im Weingut Kirch aus der Rebsorte Regent hergestellt wird.
In der mittelalterlichen Heilkunde wurde dieses Naturprodukt wegen seiner beruhigenden Wirkung auf Magen und Verdauung empfohlen. Seine Säure ist bedeutend milder und angenehmer als die des Essigs. Bei Kirchs wird ein Spritzer des Verjus in Mineralwasser als erfrischendes Getränk ohne Umdrehungen angeboten.
Auf der Speisekarte findet man die Speisen, die man erwartet, wenn man bei einem Winzerausschank essen möchte: Angefangen bei Handkäs und Wurstsalat über verschiedene Variationen der Winzerstange bis hin zum Schnitzel, was sich mein Freund dann auch direkt bestellte. Leider war die gut schmeckende Riesling-Schorle leer, bevor es auch nur ein Anzeichen gab, dass auch das Essen demnächst mal kommt. Eine Nachfrage ergab dann, dass die Bestellung leider vergessen worden war. Das war ein wenig schade, da nicht so viel los war, dass man es auf den unglaublichen Andrang schieben könnte.
Zu Gute halten muss man aber, dass es dann richtig schnell ging: Der Beilagensalat kam sofort und das Schnitzel lies auch nicht lange auf sich warten. Eine Minute später kam dann auch das Brot als Beilage. Als Entschuldigung gingen dann die zwei weiteren bestellten Riesling-Schorlen ohne Nachfrage aufs Haus. So verzeiht man dann gerne auch mal einen kleinen Fehler, der natürlich in jeder Gastronomie passieren kann.
Insgesamt konnten wir im Weingut Kirch einen schönen Abend verbringen. Anmerken muss man aber, dass trotz des so schön gelegenen und mühevoll angelegten Gartens sich bei mir keine richtige Wohlfühlstimmung eingestellt hat. Ich denke, dass es auch daran lag, dass die Bedienungen ein wenig unpersönlicher, aber nicht unfreundlich ihrem Job nachgegangen sind.