Wir saßen gerade vor unserem Haus, als ich meinem Mann von einer Einladung am 04.09. erzählte. In dem Moment kam dann auch schon unsere Nachbarin dazu, die uns darauf aufmerksam machte, dass wir am 04.09. gar keine Zeit haben, da sie uns gerade beim Tag der offenen Tür im Weingut Thomas Lorch – Westerheymerhof angemeldet hat. Nach kurzem Zögern habe ich also die Einladung wieder abgesagt, da man ja auch Verpflichtungen hat, wenn man eine solche Homepage betreibt!
So gingen wir dann am vergangenen Samstag gemeinsam mit unseren Nachbarn um 11.00 Uhr zum Westerheymer Hof in dem Bewusstsein, dass wir kurz nach dem Frühstück auch direkt mit dem Weintrinken anfangen müssen. Was man zwar von Fassenacht gewohnt ist, bereitete mir in diesem Fall ein wenig Angst.
Angekommen im Westerheymerhof wurde einem der Einstieg jedoch recht leicht gemacht: Zusammen mit dem Begrüßungswein, einem feinherben Portugieser Rosé, gab es ein Riesling Süppchen von “SL mehr buffet”, die an diesem Tag das Catering übernommen haben. Aber dazu später mehr.
Mit dem Riesling Süppchen, das sehr würzig und vorzüglich schmeckte, konnte man sich langsam an den Geschmack des Weins gewöhnen und mit dem Portugieser Rosé hat Thomas Lorch auch das richtige Tröpfchen für den Einstieg ausgesucht: ein leichter, fruchtiger Wein, der einen nicht direkt erschlägt, sondern – im Gegenteil – Lust auf mehr macht!
Wir haben uns dann auch gleich für die erste Weinbergsrundfahrt des Tages um 11.45 Uhr angemeldet, so dass ich auch endlich mal in den Genuss einer solchen Tour kam. Mit zwei Traktoren ging es erst einmal steil bergauf bis zu dem Wingertshäuschen, das von den Bodenheimer Pitschedabscher im Sommer diesen Jahres renoviert worden ist.
Und dann folgte auch schon das Highlight des Tages: zu einem leckeren 2008er Chardonnay “S” erzählte Thomas Lorch ein wenig vom Weinbau: von den Möglichkeiten, die der Zuwachs an Sonnenstunden bietet, den Einflüssen und dem Umgang mit dem Wind, den verschiedenen Möglichkeiten sich gegen Schädlinge und Krankheiten zu wehren und den Problemen des ökologischen Weinbaus. Das alles in einer verständlichen Art und Weise, bei der man merkte, dass der Vortragende mit Leib und Seele Winzer ist und sein Wissen anschaulich vermitteln kann.
Bei den beiden weiteren Stopps berichtete er uns dann noch etwas zu den verschiedenen Bodengegebenheit von Laubenheim bis Nierstein und den Möglichkeiten der Entblätterung. Dazu gab es noch den 2009er Riesling “S” ‑feinherb – und die 2007er Riesling und Gewürztraminer Spätlese – lieblich – zu probieren. Diese Infos und die Art und Weise des Vortrags haben uns jedenfalls veranlasst, noch mehr über den Weinbau wissen zu wollen!
Wieder auf dem Westerheymerhof angekommen, haben wir uns vor dem Weitertrinken erst mal dem Essen gewidmet. “SL mehr buffet” bot mit drei unterschiedlichen warmen Speisen (Nudel‑, Fisch- und Fleischgericht), die jeweils – soweit möglich – frisch zubereitet wurden, sowie Brezeln mit Spundekäs und der Riesling Suppe eine ausreichend große Auswahl an.
Wir haben uns dann Beide für Tafelspitz mit Meerrettichsoße und Salzkartoffeln entschieden. Für 8 Euro bekamen wir eine sehr ordentliche Portion, die dazu auch noch richtig gut geschmeckt hat.
Gut gesättigt begaben wir uns dann in die Verkostungsstube, wo die Weine des Westerheymerhofs zum Testen bereitstanden.
Angenehm gekühlt waren die Weißweine in Kühlern auf langen Tischen verteilt, an denen man von zwei Seiten an die Weinflaschen kam, so dass sich auch bei großem Andrang niemand auf den Füßen stehen musste. Zudem lag bei jedem Wein – ebenfalls von beiden Seiten – eine Beschreibung aus, die den Angaben in der Preisliste entsprach.
Gleiches galt für die Rotweine im Nebenraum, die nur leider nicht gekühlt waren und somit Raumtemperatur angenommen hatten. Auch wenn es an dem Tag nicht ganz so warm war, waren die Rotweine leider ein wenig zu warm.
Dennoch tat dies der Weinprobe keinen Abbruch: Von den fünf Rot- und sechs Weißweinen war lediglich ein Rotwein, der mir nicht wirklich gut geschmeckt hat, nämlich der 2008er Cuvée rubin Rotwein- feinherb. Aber das ist wahrscheinlich, wie so oft, reine Geschmackssache.
Besonders hervorzuheben sind von den Roten der trockene 2009er Spätburgunder und der 2008er Merlot. Bei den Weißweinen hat mir der 2008er Chardonnay “S”, den wir bereits auf der Weinbergstour probiert hatten, und der trockene Graue Burgunder aus 2009 sowie der Blanc de Noir aus dem selben Jahr am Besten geschmeckt.
Leider habe ich erst zu Hause festgestellt, dass ich ganz vergessen hatte, den 2009er Riesling “S” ‑trocken- zu probieren…
Insgesamt war es jedenfalls ein schöner Tag, mit leckeren Weinen und gutem Essen und einem Winzer, der etwas von seinem Fach versteht.
- Weinverkostung Weingut Thomas Lorch