Der neue Jahrgang liegt jetzt schon einige Wochen in den Kellern – Zeit, die Bodenheimer Winzer mal nach ihren Einschätzungen zur Ernte und dem Ergebnis zu befragen:
Thomas Darmstadt, Weingut Adam Darmstadt & Sohn:
Was die Qualität betrifft sind wir in diesem Jahr zufrieden.
Der Ertrag war zwischen 1⁄3 und 1⁄2 weniger als im Durchschnitt.
Die durchwachsene Witterung hat die Frühsorten innerhalb weniger Tage faulen lassen und die übrigen Rebsorten konnten dank der wenigen trockenen Tage mit ca. 30 – 40 % Fäulnis nach Hause gefahren werden.
Kühling-Gillot:
Die Qualität der Trauben war nach strenger Selektion, die nochmals zu einer Mengenabnahme führte, sehr gut. Wie allenthalben berichtet, ist der Jahrgang 2010 der Jahrgang mit den niedrigsten Erträgen seit 25 Jahren.
Der lange kalte Winter, der mit Bodenfrost bis in die Osterzeit andauerte, verzögerte den Vegetationsverlauf von Beginn an. Bis Ende Mai unterschritten die Durchschnittstemperaturen den statistischen Mittelwert um ca. 2 Grad Celsius. Auch zum Beginn der Blüte im Juni war es ungewöhnlich kühl und schwere Gewitter mit Hagel am 10. und 11. Juni verstärkten den Verrieselungsdruck bei den Rebstöcken. So entstanden zwar sehr schöne und lockerbeerige Trauben, aber es wurde früh deutlich, dass 2010 kein Mengenjahrgang werden würde.
Die große Wärme, die dann Ende Juni einsetzte und die uns die gesamte Fussball WM über begleitete, kam für einen harmonischen Wachstumsverlauf der Trauben einige Wochen zu früh. Das Ende der Wärmeperiode setzte bereits am 22. Juli ein und führte zu einer deutlichen Abkühlung, so dass die wärmste Zeit des Jahres zwischen dem 24. Juni und 22. Juli für das Rebwachstum zu wenig prägend war.
Die Monate August und September waren insgesamt zu kalt und zu nass.
Das größte Glück für den Weinjahrgang 2010 waren die ersten 20 Tage des Monats Oktober, in denen so etwas wie ein „Indian Summer“ herrschte. Blauer Himmel, viel Sonne, mit zwar kühlen Nächten, aber hohen Tageswerten. Die Reife der Trauben normalisierte sich und am 11. Oktober begannen wir mit der Lese unserer Pinot-Trauben, während die Rieslinge bis zum 22. Oktober warten mussten.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir mit der Qualität der Trauben sehr zufrieden sind, uns aber die Menge erheblichen wirtschaftlichen Druck auferlegt. Die Menge an Basisweinen aus dem Jahrgang 2010 wird deutlich geringer ausfallen, als in anderen Jahrgängen. Noch ist es zu früh, eine Prognose über die Qualität der Spitzenweine abzugeben. Was aber sicher ist: die Rieslinge und Spätburgunder werden in ihrer Struktur den Weinen aus dem Jahrgang 2002 – also mit vollem Körper und höherer Säure – ähnlicher sein als denen aus 2009. Man kann es klassisch nennen oder fokussiert oder prägnant. Üppig oder barock werden die 2010er nicht sein.
Vielen Dank für Ihre Antworten!
Sobald weitere Stimmen und Meinungen der Bodenheimer Winzer eingehen, werden wir diese hier veröffentlichen.